Wagnisfinanzierung: Business Angels halten ihre Portfolio-Unternehmen mit wiederholten Investitionen über Wasser. Ergebnisse einer Umfrage.
Eine gute Nachricht: Die informellen Wagnisfinanzierer haben den Corona-Schock aus dem Frühjahr offenbar weggesteckt. Jedenfalls stieg ihre Stimmung im 3. Quartal erneut an. Sie bewerteten ihre Geschäftslage im aktuellen Business Angels Panel (s. Kasten) mit 4,43 Punkten. Und mit Blick auf die Geschäftsaussichten vergaben die 48 Teilnehmer sogar 4,84 Punkte. Dabei reicht die Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut).
Einen Grund zum Feiern gibt es aber nicht. Denn beide Werte sind vom Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre – rund 5,5 Punkte – noch weit entfernt. Außerdem war die Wucht der zweiten Pandemiewelle im Moment des Votums noch nicht absehbar. Gut möglich, dass die Stimmung schon wieder eingetrübt ist.
Auf den ersten Blick erfreulich ist die Zahl der Investitionen: 80 % der Befragten griff ins Portemonnaie, um Start-ups zu unterstützen. Allerdings dürfte es sich bei der ein oder anderen Kapitalspritze lediglich um eine lebensverlängernde Maßnahme gehandelt haben. Denn das Virus lähmt die Geschäfte vieler Gründer. Hochfliegende Wachstumspläne dürften jedenfalls gerade die Ausnahme sein.
Entsprechend überschaubar sind die Summen, die ausgegeben wurden. Im Durchschnitt machte jeder Engel nur knapp 44 000 € locker – allerdings bei hoher Varianz. Die Beträge reichten von 7500 € bis 700 000 €.
Und die Einnahmen? Überraschend! Die Exitbilanz fällt jedenfalls ziemlich positiv aus: Immerhin neunmal trennte sich ein Investor von seinen Anteilen. Und lediglich dreimal geschah dies auf dem Unternehmensfriedhof. Die übrigen sechs Fälle teilen sich auf in drei Rückkäufe durch die Gründer („Buy-Back“), zwei Verkäufe an andere Finanzinvestoren („Secondary Purchase“) und einen Verkauf an einen strategischen Investor („Trade Sale“).
Aktiv zeigten sich auch potenzielle Unternehmensgründer: Jeder Panelteilnehmer erhielt im Durchschnitt 30 Beteiligungsanfragen in Form eines Businessplans. Das liegt ziemlich deutlich über dem Mittelwert der vergangenen 18 Jahre (19,4).
Beste Chancen auf finanzkräftige Unterstützung haben einmal mehr Softwareentwickler. Auf den Plätzen der himmlischen Hitparade folgen Umwelttechniker, Medizintechniker, Web-Service-Anbieter und Industrieautomatisierer.
Geld für neue Deals ist bei den Panelteilnehmern noch ausreichend vorhanden. Im Durchschnitt hat jeder von ihnen erst gut 60 % seiner für Wagnisfinanzierungen vorgesehenen Mittel investiert.
Für Start-ups mit Corona-bedingtem Finanzengpass hat die
Bundesregierung zu Beginn der Pandemie ein Rettungspaket geschnürt.
Dessen sogenannte „Säule 2“ richtet sich an Gründer, bei denen bisher
kein Venture Capital Fonds eingestiegen ist. Die konkreten
Förderkonditionen gestalten die Bundesländer in Eigenregie. (Details hier.)
Von den Panelteilnehmern haben immerhin rund 28 % entsprechende Mittel
für ihre Schützlinge beantragt. Von denen, die hier nicht aktiv wurden,
erklärten knapp 60 %, dass die jeweiligen Konditionen nicht zu ihrer
Situation passten.
via VDI Nachrichten, sta