Business Angels Panel 78: Kaum Kapital für kommende Raumfahrer

Business Angels: Die privaten Start-up-Unterstützer investieren selten in hochfliegende Pläne von Luft- und Raumfahrtfirmen. Deutlich lieber sind ihnen Softwareschmieden sowie Unternehmen, die sich um irdische Umweltprobleme kümmern. Aktuelle Ergebnisse einer Panel-Befragung.

Die Hitparade der Business Angels ist seit anderthalb Jahren wie in Stein gemeißelt: Auf den Medaillenrängen befinden sich stets Softwareentwickler, Umwelttechniker und E-Business-Experten.

Etwas mehr Bewegung findet sich abseits des Treppchens: So schoben sich Industrieautomatisierer in der jüngsten Runde des Business Angels Panels von Platz 9 auf Platz 4 vor. Einen ähnlichen großen Sprung nach oben machten Biotechniker – und landeten auf Platz 5. Zu den großen Absteigern zählen erstaunlicherweise Logistiker und Life-Science-Gründer. Sie schafften es im 4. Quartal 2021 gerade noch so in die Top 10. Die rote Laterne hielten – wie eigentlich immer – die lokalen Einzelhändler.

Neu aufgenommen in die Panel-Befragung wurden Jungunternehmen aus der Luft- und Raum-fahrtbranche. Hintergrund: Das Thema ist unter der Überschrift „New Space“ gerade groß in Mode – und dank der All-Eskapaden von Elon Musk, Jeff Bezos und Richard Branson auch in aller Munde. Die informellen Wagniskapitalgeber lassen sich von diesem Hype allerdings nicht mitreißen. Abgehobene und abgespacte Ideen sehen sie nicht gerne. Deren Urheber landen im Beliebtheitsranking jedenfalls nur auf Platz 18 – von insgesamt 22.

Ursache dürften die astronomisch hohen Investitionssummen sowie die meist Lichtjahre entfernten Returns sein. Weitere Gründe kennt der einschlägig erfahrene Investor Rainer Horn, geschäftsführender Gesellschafter beim Münchner Unternehmen SpaceTec Partners: „Die Gründer haben meist sehr viel Sachverstand, schauen aber nur selten auf den Markt.“ Und dieser Markt sei sehr speziell: „Die Kunden sind oft staatliche oder halbstaatliche Organisationen. Um sie bedienen zu können, muss man deren Beschaffungsprozesse kennen.“ Außerdem müssten stets extrem hohe Produktionsstandards erfüllt werden.

Die Laune der Panel-Teilnehmer ist zwiegespalten: Sie bewerteten ihre Geschäftslage mit 5,02 Punkten. Die Skala reicht dabei von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). Bei den Geschäftsaussichten reichte es für 5,21 Punkte. Beide Werte sind im Vergleich zum Vorquartal leicht gesunken. Sie liegen aber etwa auf dem langjährigen Durchschnittsniveau – und damit weit über den Werten aus dem 1. Quartal 2020, als Corona erstmals in aller Munde war.

Trotzdem wirkt das Virus natürlich weiterhin als Stimmungsbremse. Hintergrund: Business Angels sind leidenschaftliche Networker! Knapp 80 % von ihnen besuchten vor der Pandemie regelmäßig Matching-Veranstaltungen. Ihr Ziel: Erfahrungen austauschen und neue Gründerteams kennenlernen. Diese Treffen dürften zuletzt rar gewesen sein. Mit Folgen: Knapp 40 % der Befragten gaben an, dass ihr „Dealflow“ reduziert wurde. Das bedeutet, dass sie weniger Investitionsmöglichkeiten sahen. Folgerichtig gaben dann auch gut 40 % an, dass Corona Einfluss auf die Zahl ihrer Erstinvestitionen hat.

Stimmungsaufhellend dürfte sich die jüngste Exitbilanz ausgewirkt haben: Die 43 Pa-nel-Teilnehmer meldeten stolze zwölf Fälle, in denen sie sich von einer Beteiligung trennten. Und nur in einem einzigen Fall musste das investierte Kapital abgeschrieben werden. Eine solch positive Quote hat es in der inzwischen 20-jährigen Geschichte der Umfrage erst wenige Male gegeben. Die übrige Exitbilanz: zwei Start-ups schlüpften unter die Fittiche eines anderen Finanzinvestors, drei Teams kauften ihre Unternehmensanteile zurück und sechs Firmen wurden in die Hände eines strategischen Investors, etwa eines Großunternehmens, übergeben. Kurzum: Es floss reichlich Geld zurück in die Kassen der Investoren.

Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch im Budget der Befragten wider: Sie gaben an, erst 59 % ihrer für Angel-Investments vorgesehenen Mittel investiert zu haben. Heißt umgekehrt: Gut 40 % sind noch für neue Engagements verfügbar. So viel Geld lag in der Vergangenheit selten auf der hohen Kante.
Jungunternehmer scheinten dies zu ahnen: Sie reichten viele Businesspläne ein. Jeder Panelist erhielt im Durchschnitt 31 der ausformulierten Geschäftsideen. Das langjährige Mittel liegt bei nur 20.

Und obwohl die Möglichkeiten des persönlichen Kontakts virusbedingt eingeschränkt werden mussten, waren viele der Beteiligungsgesuche erfolgreich: Jeder zweite Investor machte frisches Kapital locker, teils gar für mehrere Start-ups. Und welche Summe? Pro Deal flossen gut 82 000 €. Verteilt auf die Gesamtzahl aller Teilnehmer entspricht dies einem Durchschnittsinvestment von gut 86 000 € pro Engel.

via VDI Nachrichten, sta