Venture Capital Marktstudie 2021 sieht positive Entwicklung für das deutsche Start-up-Ökosystem

In welche Branchen investieren VC Fonds, welche Trends gibt es bei der Gestaltung von Finanzierungsrunden und welche Rolle spielen die ESG-Aspekte Environment, Social, Governance? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt die Anfang Dezember veröffentlichte Venture Capital Marktstudie 2021, die von Prof. Dr. Dirk Honold (Technische Hochschule Nürnberg), der Ventury Analytics GmbH und PwC durchgeführt wurde. Dabei wurden Investoren befragt, die sich auf den deutschen Markt fokussieren oder Deals in Deutschland getätigt haben.

Das von den Studienteilnehmern abgedeckte rechnerische Gesamtinvestitionsvolumen betrug dabei mehr als 2 Milliarden Euro pro Jahr bei rund 360 jährlich finanzierten Deals. Im Vergleich zum Vorjahr ist das durchschnittliche Transaktionsvolumen pro Finanzierungsrunde von 5,2 Millionen Euro auf 5,8 Millionen Euro gestiegen. Während die Investoren im vergangenen Jahr vor allem Start-ups rund um den Themenkomplex Industrie 4.0 im Blick hatten, verlagerte sich das Interesse nun auch auf das Segment BioTech. Gesunken ist hingegen das Interesse an den Bereichen LegalTech, HRTech und PropTech.

Spielräume bei den Vertragsverhandlungen mit Investoren eröffnen sich für die Gründerteams oft in Bezug auf Bewertung, Investmentvolumen und die Ausgestaltung von Mitarbeiterbeteiligungen. Hiersind Investoren laut der Studie häufig verhandlungsbereit. Demgegenüber bestehen die Investoren in den meisten Fällen auf der Vereinbarung einer Liquidationspräferenz. Lediglich in der Spätphase tritt diese Gestaltung nur in etwa 50 Prozent der Fälle auf. Verwässerungsschutzklauseln kommen in drei Viertel bis zwei Drittel der Fälle zum Einsatz. Es wird dann überwiegend die gründerfreundliche Broad-Based Weighted-Average Methode gewählt. Am zweithäufigsten kommen Verwässerungsschutzklauseln nach der Full Ratchet Methode zum Einsatz.

Die Ersteller der Studie identifizieren einen weiter gewachsenen Reifegrad des VC-Ökosystems mit immer professioneller strukturierten Start-up-Finanzierungen in Deutschland, der zudem durch eine immer größer werdende Relevanz von ESG-Kriterien ergänzt wird.

Steigende Bedeutung von ESG-Kriterien

Mehr als 60 Prozent der befragten Investoren berücksichtigen mittlerweile ESG-Kriterien in ihrem Anlageprozess. Von den übrigen Befragten planen mehr als 60 Prozent, solche Kriterien in Zukunft zu berücksichtigen. Fast 80 Prozent der Studienteilnehmer nutzen bislang allerdings noch keinen standardisierten Screening-Prozess für den Themenkomplex Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Und nur ein Viertel der Teilnehmenden berücksichtigt die ESG-Compliance bei der Erstbewertung und der Gesellschaftervereinbarung. (Ein Muster hierfür findet sich in Nr. 19 der GESSI Gesellschafter- und Beteiligungsvereinbarung)  Drei Viertel der Investoren haben bereits ESG-KPIs in ihr Fondsreporting aufgenommen oder planen dies.

Der von der Bundesregierung initiierte Zukunftsfonds, der vorrangig Start-ups in der Wachstumsphase unterstützen soll, ist nach Ansicht der befragten Investoren kein Game Changer. Über 70 Prozent der Teilnehmenden sehen nur eine geringe Auswirkung des Zukunftsfonds auf das Startup-Ökosystem.

Weitere Informationen sowie die vollständige Studie in englischer Sprache finden Sie hier.