Business Angels Panel: Die Stimmung der privaten Wagnisfinanzierer klettert laut Umfrage auf Vor-Corona-Niveau. Ihre Investitionsziele richten sie am Weltgeschehen aus.
Kaum eine Nachrichtensendung kommt aktuell ohne die Themen Logistik und Energie aus. Immer geht es um Lieferengpässe in etlichen Industrien bzw. um steigende Preise für Öl und Gas. Business Angels sehen in diesen Problemen offenbar auch Chancen. Sie sind jedenfalls willig, Jungunternehmen zu unterstützen, die einschlägige Lösungen anbieten wollen: In der Hitparade ihrer Investitionsziele springen Logistiker von Platz 10 auf Platz 4. Und Energieexperten klettern immerhin von Platz 7 auf Platz 5. Überflügelt werden diese beiden Gruppen nur noch von den drei Evergreens in den Top-Five: Software-Entwickler, Umwelttechniker und Anbieter von Webservices/E-Business (s. Grafik). Am unteren Ende des Rankings finden sich – wie immer – Einzelhändler.
Das andere Überthema, das derzeit in aller Munde ist – nämlich Corona – lässt die Befragten inzwischen ziemlich kalt. Zumindest ist ihre Stimmung wieder auf Vor-Pandemie-Niveau: Ihre Geschäftslage bewerten sie mit 5,33 Punkten. Für die Geschäftsaussichten reicht es gar für 5,44 Punkte. Dabei läuft die Skala von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut).
Aus dieser guten Laune heraus resultiert Investitionslust: Durchschnittlich führte jeder Panelteilnehmer im 3. Quartal 2021 immerhin drei Beteiligungsgespräche. Das ist schon ein sehr guter Wert – gemessen am langjährigen Mittel. Getoppt wird er aber noch von der Zahl der getätigten Beteiligungen: Rechnerisch kaufte sich tatsächlich jeder der 50 Befragten in ein Jungunternehmen ein. Eine ähnlich hohe Quote gab es in den vergangenen 20 Jahren erst dreimal.
Doppelt erstaunt über diese erfreuliche Dynamik ist, wer einen Blick auf die Exitbilanz der Panelisten wirft. Dort offenbart sich nämlich ein eher trübes Bild: Zwölf Investoren trennten sich von einem Küken aus ihrem Portfolio – aber in jedem zweiten Fall geschah dies auf dem Unternehmensfriedhof. Das bedeutet: Sämtliche Kapitalspritzen und Beratungsleistungen blieben ohne jeden zählbaren Erfolg. Die anderen Exits teilen sich wie folgt auf: Dreimal kauften die Gründer ihre Anteile zurück („Buy-Back“), zweimal stieg ein anderes Unternehmen ein („Trade Sale“) und einmal übernahm ein anderer Investor („Secondary Purchase“).
Was macht diese Bilanz mit dem Budget, dass für Angel-Investments vorgesehen ist? Wenig! Bisher haben die Befragten durchschnittlich 64,6 % ihrer einschlägigen Mittel ausgegeben. Das ist nur ein Prozentpunkt mehr als im Vorquartal. Mit anderen Worten: Rund 35 % des himmlischen Vermögens möchte noch ausgegeben werden.
Trotzdem sollte kein Gründer mit Millionensummen in der ersten Finanzierungsrunde rechnen. Verdeutlicht wird das durch diese Zahl: Im Durchschnitt machte jeder Panelteilnehmer gut 70 000 € locker. Das ist ein Betrag, der sich in den vergangenen Jahren als Mittelwert herauskristallisiert hat. Allerdings ist die Streuung meist groß. So auch im jüngsten Quartal: Die höchste Summe, die überwiesen wurde, beläuft sich auf 0,5 Mio. €. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch immer wieder eine Reihe von Teilnehmern, die sich vorübergehend zugeknöpft zeigen.
Ähnlich unterschiedlich sehen die Portfolios aus. So war in dieser Panelrunde ein Power-Angel dabei, der sage und schreibe 39 Start-ups betreut. Andere widmen sich nur einem Küken – oder suchen gar aktuell einen ersten Neuzugang. Im Durchschnitt unterstützt jeder Panelist knapp acht Unternehmensgründungen.
Eines haben alle bestehenden Beteiligungen gemein: Es sind Minderheitsbeteiligungen. Konkret: In satten 80 % der Fälle halten die Business Angels weniger als 10 % vom Gesamtunternehmen. In knapp 15 % hat das engeleigene Kuchenstück ein Volumen von lediglich 10 % bis 25 %. Noch größer ist der Appetit der Investoren fast nie: Nur in knapp 6 % halten die Investoren Anteile von 26 % bis 50 %.
In der jüngsten Runde des Panels wurde außerdem abgefragt, was die Teilnehmer von der sich abzeichnenden Regierungskoalition erwarten. Das Ergebnis ist so, wie Wagniskapitalgeber eben sind – nämlich optimistisch. In Zahlen: 44 % erwarten positive Impulse von der Ampel, nur 15 % befürchten eine bremsende Wirkung auf die Gründerszene.
via VDI Nachrichten, sta